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Foto: (privat)Bundeskanzler Ludwig Erhard wirbt am 9. September 1965  in Schermbeck für den damaligen CDU-Kandidaten Dr. Konrad Kraske - mit Erfolg.

Als der Bundeskanzler Wahlkampf im Landkreis Rees machte

Von Finn Jungenkrüger
9.8.2021 Schermbeck. „Ich will Kanzler bleiben, ich mach‘ aus meinem Herzen keine Mördergrube.“ Mit diesen Leitspruch tourte der damalige Bundeskanzler Prof. Ludwig Erhard am 9. September 1965 zehn Tage vor der Bundestagswahl durch Schermbeck, Brünen, Hamminkeln, Flüren und Wesel. Als Nachfolger Konrad Adenauers stand er bei seiner ersten Bundestagswahl als amtierender Bundeskanzler vor einer Bewährungsprobe. Seine Wiederwahl war keineswegs ausgemachte Sache, schließlich stellte die SPD mit dem Regierenden Bürgermeister Berlins, Willy Brandt, einen jungen, beliebten und wortgewandten Gegenkandidaten. Aber auch in der CDU gab es bereits vor der Wahl öffentliche Gedankenspiele, den blassen Erhard nach der Wahl durch Bundestagspräsident Eugen Gerstenmeier, den Fraktionsvorsitzenden Rainer Barzel oder Bundesaußenminister Gerhard Schröder zu ersetzen.


Auch im Wahlkreis 84 Rees-Dinslaken war das Rennen völlig offen. Hier kämpften CDU-Bundesgeschäftsführer Dr. Konrad Kraske, Dr. Udo Hein (SPD) und Egon Ramms (FDP) um das Direktmandat. Kraske ist mit dem Ziel angetreten, den Wahlkreis in Nachfolge von Franz Etzel, Heinrich Lübke und Arnold Verhoeven erneut für die CDU zu gewinnen. Für den Wahlkampf hat Kraske etliche prominente CDU-Politiker in den Landkreis Rees eingeladen: So kamen in der heißen Wahlkampfphase unter anderem Altbundeskanzler Adenauer, Bundestagspräsident Gerstenmeier, Bundesaußenminister Schröder und Bundesverteidigungsminister von Hassel für seine Kundgebungen in den Wahlkreis zu Besuch.

Höhepunkt des Wahlkampfs war allerdings der Besuch des amtierenden Bundeskanzlers Ludwig Erhard am 9. September 1965. Bei sonnigem Wetter reiste er von Recklinghausen kommend zusammen mit NRW-Ministerpräsident Franz Meyers (CDU) und Konrad Kraske über die Gartroper Brücke in Gahlen und die Maaßenstraße zum Schermbecker Rathaus. Dort wurde er bereits von mehr als 1.500 Schaulustigen erwartet. Die KAB-Blaskapelle (heute Einklang Schermbeck) spielte zur Begrüßung Marschmusik und Bürgermeister Heinrich Beck überreichte dem Bundeskanzler nicht nur das Buch über das Amt Schermbeck von Dr. Helmut Rotthauwe, sondern auch eine Entschließung des Gemeinderates für die dringend benötigte Umgehungsstraße der B58. Auch Vertreter der Kirche, des Amtes, Lehrer mit ihren Schulkassen und ein Blumenmädchen bereiteten Erhard einen gebührenden Empfang.

In seiner kurzen Ansprache an die Schermbecker Bevölkerung pries Erhard den politischen und wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik an und hob den Anteil der CDU daran hervor: „Sie wissen selbst, was wir miteinander geschafft haben.“ Für die SPD hat er nur Spott übrig: „Mag die SPD jetzt auch an den Randerscheinungen der Politik herummäkeln, an dem großen Werk des Aufstiegs, das sie nur mit ‚Nein‘ begleitete, kann sie auch nicht vorbeisehen.“ Für den CDU-Kandidaten Kraske fand Erhard in Schermbeck lobende Worte, den er als „treuen Weggefährten“ bezeichnete. Für etwas Aufregung sorgten während seiner Ansprache junge politische Gegner mit dem Transparent „Maßhalten“, welches jedoch nach wenigen Augenblicken von Unbekannten heruntergerissen wurde.
Begleitet von zahlreichen in- und ausländischen Journalisten machte sich der Bundeskanzler im Mercedes 600 in einer knapp ein Kilometer langen Wagenkolonne weiter auf den Weg nach Brünen und Hamminkeln. Dort erwarteten weitere Menschentrauben bereits seine Wahlkampf-Ansprachen. In Wesel hob Erhard nochmals die Leistung der CDU für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg hervor: „Sie hier in Wesel können doch keinen Fuß vor den anderen setzen, ohne daran erinnert zu werden, nach wessen Konzeption der gemeinsame Wiederaufbau gelang.“

Für Konrad Kraske machte sich die tatkräftige Wahlkampf-Unterstützung bezahlt. Er konnte den Wahlkreis mit 46,8 Prozent knapp vor Dr. Udo Hein (45,5) gewinnen, der im Wahlkampf als prominente Unterstützung (im Landkreis Rees) lediglich SPD-Kanzlerkandidat Willy Brandt in Wesel begrüßen konnte. Egon Ramms von der FDP erhielt 6,2 Prozent der Erststimmen. Er zog genau wie Dr. Hein über die Landesliste seiner Partei in den fünften Deutschen Bundestag ein. Der Wahlsieg Kraskes fand bundesweit Beachtung, da der Wahlkreis insbesondere durch das Wahlverhalten im Kreis Dinslaken eigentlich eher zur SPD tendierte. Dies zeigte sich besonders am Ergebnis der Zweitstimmen im Wahlkreis, bei denen die SPD mit 45,5 Prozent knapp vor der CDU (45,0) lag. Die FDP konnte 9,4 Prozent der Zweitstimmen hinter sich vereinen.

Auch für Ludwig Erhard und die Union verlief diese Wahl erfolgreich. Sie konnten mit 47,6 Prozent deutlicher als erwartet vor der SPD (39,3) gewinnen. Die FDP um Vize-Kanzler Erich Mende erhielt 9,5 Prozent der Stimmen und setzte die bestehende schwarz-gelbe Koalition mit der Union zunächst fort. Diese zerbrach jedoch im November 1966 und wurde von der ersten Auflage der Großen Koalition unter dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kurt-Georg Kiesinger abgelöst.

 

Anmerkung zum Autoren:



Das man sich für die Geschichte seines Dorfes interessiert ist eigentlich nicht ungewöhnlich. Aber das man das mit 23 Jahren so intensiv macht wie Finn Jungenkrüger, ist sicherlich nicht alltäglich. Was der junge Mann an seiner Mitarbeit im Heimat- und Geschichtsverein so spannend findet? „Das Recherchieren und die vielen Geschichten, die sich um die Historie meiner Heimat ranken“, erzählt der Student für Geschichtswissenschaften, der sein Studium in Berlin absolviert.
Im Allgemeinen haben Heimatvereine den Ruf Orte zu sein, an denen sich ausschließlich die ältere Generation versammelt. Dass das längst nicht mehr nicht der Realität entspricht zeigt sich in der Mitgliederliste des Heimat- und Geschichtsvereins Schermbeck, auf der, neben weiteren jüngeren Menschen, auch der 22 jährige Großneffe des verstorbenen Friedel Stricker, zu finden ist. Letzterer habe ihn mit seinen vielen Erzählungen auch auf die Spur der Heimatgeschichte gebracht. Der verstorbene „Poalbürger“ hat sich mit dem Erforschen der Heimatgeschichte verdient gemacht und viele Aufsätze zu unterschiedlichen Themen geschrieben. Diese Aufsätze wären es gewesen, die den jungen Mann immer wieder aufs Neue fesselten und hier habe Finn Jungenkrüger auch Themen entdeckt, die es lohnen, genauer betrachtet zu werden.

 

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